Lotte Thuenker

Formen im Gleichgewicht
Lotte Thünkers ungegenständliche, handwerklich perfekt ausgeführte Skulpturen spielen mit Flächen und Linien. Sie erforscht das Gleichgewicht zwischen Stille und Bewegung, Leichtigkeit und Masse. Ihre Arbeiten aus Marmor, Alabaster, Onyx und Bronze zeigen überraschende Formen aus verschiedenen Blickwinkeln. Sie arbeitet im internationalen Bildhauerstudio Pescarella Studio in Pietrasanta bei Pisa, das sie 2011 mitbegründet hat.

Ihre Objekte aus der Natur wie Vögel, Muscheln oder Meerestiere löst sie ins Abstrakte auf und führt ihre Motive an die Grenzen der Auflösung. So entstehen klare, organische Formen und Urelemente wie die Spirale oder der Kreis. Oft arbeitet sie grafische Zeichen in die Oberfläche der Steinskulpturen ein.
Wenn man diese Werke von allen Seiten betrachtet, um sie herumgeht und durch sie hindurchschaut, sieht man, womit sich die Bildhauerin immer wieder und in unzähligen Variationen beschäftigt: Die Skulpturen scheinen lebendig zu sein, sie schlagen ein Herz, drehen sich, erheben sich, rollen sich aus, schauen neugierig in die Welt oder scheinen ins Meer oder in die Luft zu gleiten – immer sind sie in Bewegung.
Viele der Arbeiten sitzen auf einem Punkt, man kann sie mit einer Fingerspitze drehen, man kann sie bewegen – und sie kommen wieder ins Gleichgewicht. Dieses Gefühl für Statik hat Lotte Thünker aus ihrer ursprünglichen Arbeit als Architektin. Die Skulpturen spielen mit Kontrasten: konkav und konvex, Elemente sind glatt, eben und andere rau und zeigen den Arbeitsprozess.

Der Künstlerin geht es weniger darum, Gesehenes abzubilden oder bereits Geschehenes zu illustrieren. Die Skulpturen abstrahieren und reduzieren auf die Elemente
Elemente, Phänomene und Gefühle, die allem innewohnen. Sie wollen keine Geschichte erzählen, aber sie kommen uns zutiefst vertraut vor, wir erkennen sie wieder und glauben, dass sie schon immer in der Welt waren.